Montag, Juni 18, 2007

letzter Eintrag

"...Also mach die Leinen los, verlass den sicheren Hafen,

fang den Fahrtwind in deinen Segeln.

Forsche. Träume. Entdecke."


Mit diesen Zeilen habe ich mich vor bald 10 Monaten von euch verabschiedet. Doch wie jedes Boot, egal ob gross oder klein, schnell oder langsam, Frachter oder Luxusliner, bin auch ich wieder froh, zurück in den Heimathafen zu kommen. Zurück, um frisches Wasser aufzufüllen, allfällige Schäden zu reparieren und natürlich Freunde und Familie wiederzusehen.

Die Zeit ist wieder einmal reif für die Heimat. Obwohl inzwischen mit ziemlich Schwedischer Zunge sprechend, verstehe ich noch immer vieles nicht (sprachlich wie auch verhaltensmässig).

Es war schön, vieles habe ich gesehen, vieles habe ich gehört, vieles habe ich erlebt. Das meiste davon wäre in der Schweiz nicht möglich gewesen. Obwohl ich einige Sachen aus Schweden schmerzlich vermissen werde, gehe ich mit dem Schwedischen Sprichwort einher "borta bra, men hemma bäst" - weg von zu Hause ist es schön, aber zu Hause doch am Schönsten.

Jetzt freue ich mich, wieder Zeit mit euch zu verbringen. Direkt mit euch eure Freuden und Leiden zu teilen, das eine oder andere Bier zu (viel zu) trinken, einen Kaffe in einem Gartenrestaurant zu trinken - mit Blick auf einen der vielen Schweizer Seen oder die Alpen - oder eine Spur in den frischen Pulverschnee zu legen.

Falls euch mein Verhalten etwas fremd vorkommt, hier einige Punkte, die auf schleppende Resozialisierung/Aklimatierung hindeuten könnten:

1. Ich komme vor dem Ausgang mir Alkohol zu euch nach Hause - bevorzugte Verpackung ein Plastiksack vom Systembålaget (siehe Eintrag über brauchbare Gegenstände in Schweden).
2. Ich trinke immer nur das - im oben erwähnten Sack - selber Mitgebrachte und reagiere abweisend, falls ihr mich fragt, ob ihr auch ein Glas davon haben dürftet.
3.Bevor ich weggehe verbringe ich ca 2h im Bad (Schwedische Männer - das Schlimmste ist, dass man nicht sagen kann, dass sie 2h besser aussehen, sondern einfach 2h eitler sind).
4. Beim Einkaufen oder ähnlichen Tätigkeiten drücke ich mich vorbei, wenn ihr zufälligerweise zwischen mir und der Milch steht (Entschuldigung zu sagen wäre hier eine mögliche Variante).
5. Ich veränder völlig meine Persönlichkeit wenn ich betrunken bin und gebe euch dann am nächsten morgen das Gefühl, dass ich mich für das am Vorabend Vorgefallene schäme.
6. Wenn wir gemeinsam essen gehen, werde ich auf den Rappen genau ausrechnen, wer denn nun wieviel zu zahlen hat (gebräuchliches Utensil dafür ist das Handy).
7. Ich bemerke immer wieder, wie günstig denn hier der Alkohol ist.
8. Ihr versteht nicht was ich sage und führt das darauf zurück, dass ich Schwedisch spreche (nun müsst ihr aber nicht jedesmal diesen Punkt vorbringen, wenn ihr nicht meiner Meinung seit!).
9. Falls ich euch sagen will: "jetzt räum verdammt noch mal deinen Scheiss weg!", benutze ich ganz beiläufig die passive Form "es sollte mal aufgeräumt werden".
10. Ich werde es im November immer noch unglaublich hell finden.


Vi ses
Eurer Werner

42,2 km durch Stockholm

Countdown:
d-8 Tage: ich hole mir noch eine kleine Bauchgrippe
d-4 Tage: beim Artzbesuch schüttelt die Aerztin heftigst den Kopf, als ich ihr erzähle, was ich am Samstag mache - ich nicke jedoch dafür umso heftiger
d-2 Tage: ich esse das erste mal wieder etwas richtiges
d-1 Tag: ich bin schon etwas nervös...
d-0: endlich gehts los, geil!
d+5 km: ich merke, wie verdammt heiss es ist
d+17 km: ich überhole einen Mann, dessen Polaruhr wie wild bipt - ich denke mir, dass das bei mir der Fall ist, wenn ich im absolut roten Bereich laufe
d+21,1 km: ich merke, dass ich den Lauf sicher fertig laufe
d+24 km: sie spielen neben der Strecke "Vertigo" von U2 - der Hammer
d+28 km: ich treffe meine Begleiter am Wegrand und muss bei einem Schluck Wasser bemerken, dass es am Anfang schon etwas mehr Spass gemacht hat (1. Photo)
d+33 km: die ersten Krampferscheinungen in den Waden - wie lange gehts noch bis zum Hammermann, 2 km?
d+35 km: Hammermann-Zeit, ich kann aber immer noch darüber lächeln
d+38 km: ich gönn mir ein Täschen Kaffe - wenns schon verteilt wird
d+39 km: wieder einmal Zeit zu stretchen, neben mir hat es schweizerdeutsch sprechende Zuschauer. Ich bemerke ihnen gegenüber, dass es wohl nicht viele Schweizer hat an der Strecke. Sie haben eine riesen Freude und eine der Frauen schickt mich mit den Worten "die letzten 3km wirst du wohl auch noch schaffen" wieder auf die Strecke. Ok, denke ich mir...
d+41,5 km: kurz vor dem Stadion, ich passiere noch einen Finnen mit ärztlicher Betreuung
d+42 km: Einlauf ins Olympiastadion von Stockholm. Verdammt, was für ein Gefühl! Ich verzichte auf einen Sprint und geniesse stattdessen den Augenblick - feiern mich die 1´000 Zuschauer wirklich?? (mein Winken mit der Mütze trägt sicherlich das seinige bei)
d+42,2 km: Finish nach 4h 29 Minuten und einigen Sekunden. Ich bin ausgepowert! Als ich mir überlege, dass sich nun das Austauschtauschjahr definitv gelohnt hat, werde ich direkt etwas emotional...

Faszination Marathon lebt!





















Dienstag, Mai 29, 2007

Reiselust Skandinavien


Trotz langer Dunkelheit konnte ich während meines Austauschjahres viel von Skandinavien sehen. Somit ist neben dem Erlernen ein wichtiger Punkt meines Austauschjahres erfüllt worden: Reisen und Entdecken.

Als kleine Übersicht zur Erinnerung habe ich mir einen kleinen Plan gemacht (für meine Freunde, die militärisch etwas bewandert sind - rot ist weder der Gegner noch die Gegenseite, oder für die etwas strategischer und in den 80er Denkenden, auch nicht der Feind!).

Falls ihr also mal eine Reise in den Norden plant:
1) es ist es wert
2) ihr könnt mich ohne Weiteres fragen, vermutlich war ich schon mal da...

Mittwoch, Mai 23, 2007

From 68° 27´ N via Å southwards to Hell


Schön wars. Vor allem schön hell. Das Wetter war weniger schön, bald nach Beginn schon wieder lofotisch - Regen und Wolken.

Lofoten:

Ein Wahnsinn! Steile Klippen, Meer, Abgeschiedenheit - und viel Stockfisch.

Als ich im Kaffe sass und auf die regnerische See blickte, lief im Hintergrund gerade "here comes the sun - it´s all right". Was ist hier falsch, dachte ich mir...











Å:
Der hinterst- und letzte Ort auf den Lofoten. Wortwörtlich, denn nicht im übertragenen Sinn. Da habe ich dann auch meinen Long Jog für die Marathonvorbereitung gemacht. Den Lofotinern muss dass so wirr vorgekommen sein, dass bei einsetzendem Regen ein Auto angehalten hat und mich mitnehmen wollte...












Southwards:
Im Zug habe ich dann auch Rentiere gesehen. Eines wurde leider jedoch in den Graben geschleudert, da sich diese dummerweise auf den Geleisen befunden haben. Der Zug hat dann zurückgesetzt und Fahrer und Kontrolleur sind ausgestiegen. Ich habe mir natürlich gleich vorgestellt, dass sie jetzt mit blutigen Uniformen zurückkommen. War jedoch nicht der Fall, denn sie sind nur schnell raus, um die Anzahl verletzter Tiere zu zäheln dem Wildhüter zu melden (freie Übersetzung meiner Mitfahrerin aus dem Norwegischen meinerseits)























Hell (siehe Photo Bahnhofhäuschen):
Ein Vorort von Tronheim. Der Flughafen befindet sich auch da. Eigentlich sah der Ort gar nicht so schlecht aus... Falls ihr mich also das nächste Mal zur Hölle wünscht, werde ich mit einem Lächeln anmerken "been there, than that, got the shirt" - ok, das shirt habe ich nicht gekauft.


Trondheim:

Super Stadt und am Abend kam beinahe südländische Stimmung auf der Piazza auf (heisst in norwegisch natürlich nicht Piazza sondern Solsiden)










Gedanken zu endlos scheinenden Tagen:
- ein richtiger Sonnenuntergang hat schon seinen Reiz
- ein komisches Gefühl, einen Nachtzug zu besteigen und man weiss, eigentlich wird es nie richtig Nacht
- was nützen einem endlose Nächte, wenn man bei 8 Grad draussen sitzt - laue Sommernächte haben ebenfalls ihren Reiz

17. Mai - Nationalfeiertag in Norwegen

Was braucht der gute Norweger um den Nationalfeiertag gebührend zu feiern? Folgende Auflistung gibt Aufschluss:
  • Tracht. Zeigt an, aus welchem Landesteil er kommt. Frauen in norwegischen Trachten: Klasse! Männer in Trachten: Na ja, habe nur 1 schöne gesehen.
  • Fahne. Wichtigstes Utensil!
  • Anzug oder schönes Kleid. Falls Tracht nicht vorhanden.
So begehen sie dann den Tag. War absolut eindrücklich! Oslo ein Fahnenmeer. Letztes Photo ist übrigens vom Abend. Man beachte: norwegische Flagge immer noch dabei, Kravatte sitzt inzwischen jedoch um den Kopf.














Dienstag, Mai 22, 2007

Heimweh = eine Schweizerkrankheit

Wie mir gesagt wurde (Merci Tobi, dessen Bekannter seine Doktorarbeit über Heimweh schreibt), ist Heimweh auch unter "Schweizer Krankheit" bekannt.

So wurden früher Schweizer krank, als sie in der Ferne waren und da einen Klang hörten, der dem bekannten und so an die Heimat erinnernden Alphorn glich. Einige starben sogar daran...

Trotz etwas schwachem Bezug zu Alphörnern, ist auch bei mir die Schweizer Krankheit schon aufgetaucht.

Ich werde beim nächtsten Auftreten verstärkt lauschen - auf der Suchen nach fernen Alphornbläsern.


Ein interessanter Artikel hierzu: http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,04ACD9CC22C53E41E0440003BA5E08D7,,,,,,,,,,,,,,,.html

Donnerstag, Mai 10, 2007

Ausflug zu den roten Häusern, ins Herzen Schwedens (Siljan, Mora-Vasaloppet)



Von da kommen die roten schwedischen Häuser wirklich. Gemäss Infos ist da früher ein Meteor abgestürzt und der Krater hat sich mit Wasser gefüllt. Super schönes Gebiet!

Da nicht viel passiert ist, schreib ich auch nicht viel. Ach doch, während den 2 Tagen und etwa 700km habe ich schwedisches Radio gehört, wo es gerade um Umweltschutz ging. Da haben dann so Leute angerufen und zum Beispiel gesagt: "Ich fahr die 12km zur Arbeit jetzt mit dem Rad, statt dem Auto". Ich war da gerade etwa bei km 453 meiner kleiner Spritztour und dachte "Na ja, ok..."























Sonntag, Mai 06, 2007

2. Busse - gleicher belopp, gleiche Zeit, gleicher Ort - but will they find me?

Dieses Mal war der Bussenmensch bei meinem Eintreffen jedoch gerade noch am Vollenden seiner Tatsache.

Als ich ihm freundlich erklärte, dass dies nichts bringe, weil seine Firma sowieso nichts von mir bekomme, meinte er: "We will find you!"

Wenn das mal keine Kampfansage ist... Nun hoffe ich natürlich, dass mich Helvetia trotz bilateraler Verträge gegen diese schwedische Willkür schützt. Na ja, wenigstens hat sich der Bussenmensch etwa 10x enschuldigt, dass er mir die Busse ausstellen müsse.

Samstag, Mai 05, 2007

Der Sitzschwede, Die Liegeschwedin

Im Winter eine äusserst seltene, meistens dem menschlichen Auge verborgene Spezies. Doch seit die Sonne rausgekommen ist, tummelt sich ein Exemplar Sitzschweden, oft in Begleitung eines Exemplars Liegeschwedin, direkt in der Nachbarschaft.

Was zeichnet diese seltene Art aus?
- (Vermutlich) unterbrochenes Studium aufgrund permanentem Sonnenschein
- Sitzen, resp. liegen in perfektem Einfallswinkel Sonne/Haut - während ca 8h/Tag
- laute Musik aus dem Zimmerfenster im 1. Stock (hier auftretende Frage: War dieses Zimmer im Winter bewohnt?)

Bis anhin haben sich die beiden obenerwähnten Exemplare als etwas kamerascheu, respektive bei vorhandener Kamera aufmerksames beäugen des Photografen, gezeigt. Es wird mir aber sicher noch ein Photo gelingen, vom Elch hats ja auch geklappt.