letzter Eintrag
"...Also mach die Leinen los, verlass den sicheren Hafen,
fang den Fahrtwind in deinen Segeln.
Forsche. Träume. Entdecke."
Mit diesen Zeilen habe ich mich vor bald 10 Monaten von euch verabschiedet. Doch wie jedes Boot, egal ob gross oder klein, schnell oder langsam, Frachter oder Luxusliner, bin auch ich wieder froh, zurück in den Heimathafen zu kommen. Zurück, um frisches Wasser aufzufüllen, allfällige Schäden zu reparieren und natürlich Freunde und Familie wiederzusehen.
Die Zeit ist wieder einmal reif für die Heimat. Obwohl inzwischen mit ziemlich Schwedischer Zunge sprechend, verstehe ich noch immer vieles nicht (sprachlich wie auch verhaltensmässig).
Es war schön, vieles habe ich gesehen, vieles habe ich gehört, vieles habe ich erlebt. Das meiste davon wäre in der Schweiz nicht möglich gewesen. Obwohl ich einige Sachen aus Schweden schmerzlich vermissen werde, gehe ich mit dem Schwedischen Sprichwort einher "borta bra, men hemma bäst" - weg von zu Hause ist es schön, aber zu Hause doch am Schönsten.
Jetzt freue ich mich, wieder Zeit mit euch zu verbringen. Direkt mit euch eure Freuden und Leiden zu teilen, das eine oder andere Bier zu (viel zu) trinken, einen Kaffe in einem Gartenrestaurant zu trinken - mit Blick auf einen der vielen Schweizer Seen oder die Alpen - oder eine Spur in den frischen Pulverschnee zu legen.
Falls euch mein Verhalten etwas fremd vorkommt, hier einige Punkte, die auf schleppende Resozialisierung/Aklimatierung hindeuten könnten:
1. Ich komme vor dem Ausgang mir Alkohol zu euch nach Hause - bevorzugte Verpackung ein Plastiksack vom Systembålaget (siehe Eintrag über brauchbare Gegenstände in Schweden).
2. Ich trinke immer nur das - im oben erwähnten Sack - selber Mitgebrachte und reagiere abweisend, falls ihr mich fragt, ob ihr auch ein Glas davon haben dürftet.
3.Bevor ich weggehe verbringe ich ca 2h im Bad (Schwedische Männer - das Schlimmste ist, dass man nicht sagen kann, dass sie 2h besser aussehen, sondern einfach 2h eitler sind).
4. Beim Einkaufen oder ähnlichen Tätigkeiten drücke ich mich vorbei, wenn ihr zufälligerweise zwischen mir und der Milch steht (Entschuldigung zu sagen wäre hier eine mögliche Variante).
5. Ich veränder völlig meine Persönlichkeit wenn ich betrunken bin und gebe euch dann am nächsten morgen das Gefühl, dass ich mich für das am Vorabend Vorgefallene schäme.
6. Wenn wir gemeinsam essen gehen, werde ich auf den Rappen genau ausrechnen, wer denn nun wieviel zu zahlen hat (gebräuchliches Utensil dafür ist das Handy).
7. Ich bemerke immer wieder, wie günstig denn hier der Alkohol ist.
8. Ihr versteht nicht was ich sage und führt das darauf zurück, dass ich Schwedisch spreche (nun müsst ihr aber nicht jedesmal diesen Punkt vorbringen, wenn ihr nicht meiner Meinung seit!).
9. Falls ich euch sagen will: "jetzt räum verdammt noch mal deinen Scheiss weg!", benutze ich ganz beiläufig die passive Form "es sollte mal aufgeräumt werden".
10. Ich werde es im November immer noch unglaublich hell finden.
Vi ses
Eurer Werner